Mothering, 2015

Ein Bürger:innentheater

 

Mutter-Sein ist in unserer Gesellschaft mit Opfer, Verzicht und Selbstaufgabe konnotiert. Gleichzeitig gilt es manchen als „höchstes Glück“ und unverzichtbare Erfahrung Mutter zu sein. 

Die sozialen Rollen von Müttern und Vätern, die Familienleitbilder sind zwar in Bewegung, um nicht zu sagen aus den gut bürgerlichen Fugen geraten, dennoch wird leider immer noch darum gerungen, ob und wie viel mütterliche Berufstätigkeit ein Familienleben erträgt, wer sich eigentlich hauptsächlich worum kümmert. Immer noch schwebt der Schatten der „deutschen Nazi – Mutter“ über uns und verlangt Hingabe, Aufgabe und Opfer an die auferlegte Rolle.

Mit welchen Idealen kämpfen wir eigentlich? Wem oder was müssen junge Frauen mit Kinderwunsch oder besonders diejenigen ohne Kinderwunsch eigentlich Rechenschaft ablegen? 

Die Schwierigkeiten des Kümmerns als symptomatische Erscheinungen eines neoliberalen Systems wollen wir besingen, Installationen ins Rollen bringen und uns so auf die Suche nach einer neuen Definition dessen begeben, was Mothering 2015 bedeuten könnte.

Ausgehend von den Schriften und Manifesten der Feministin Selma James und ihrer Devise

Real Theory Is in What You Do and How You Do It

arbeitet Katrin Hylla mit fünf Marburger:innen  zwischen 30 und 65 Jahren mit einem medial, persönlich und gesellschaftlich vermittelten Erbe, das wir untersuchen und zerpflücken. Wir wollen dabei nicht alleine Mütter- und Elternbilder ins Wanken bringen, sondern die Nazi-Butter aufs Brot schmieren (auf das gute handgeknetete Biobrot natürlich). Wir stellen die Frage nach privater und öffentlicher Verantwortung, betrachten das Kümmern als familienübergreifend schwindendes oder zumindest schwieriger werdendes Phänomen, das nach einem neuen Verständnis von Familie verlangt und singen von der Armut derer, die sich für care-work entschieden haben: „In Mueders Stübele do goht ä kalder Wind..“

Im Anschluß an die Vorstellung vom 1.2. findet eine Gesprächsrunde zum Thema u.a. mit folgenden Gästen statt:
Prof. Dr. Susanne Maurer (Philipps-Uni Marburg), Laura Bremert (Care Revolution Netzwerk), und eine Vertreterin der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Marburg. Moderation: Kathrin Ebmeier.

Premiere: am 24.1.2015 am Landestheater Marburg, Masterabschlussarbeit der Angewandten Theaterwissenschaft von Katrin Hylla  in Kooperation mit der HTA, dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaft und dem Hessischen Landestheater Marburg.

  • Konzept & Regie: Katrin Hylla
  • Dramaturgische Mitarbeit: Kathrin Ebmeier
  • Musik: Ana Berkenhoff
  • Assistenz: Fabian Schmidt
  • Performance: Kirstin Jahn, Kathrin Ebmeier & die Bürger*innenbühne Marburg
  • Fotos: Katharina Speckmann
  • In Kooperation mit dem Hessischen Landestheater Marburg